Hand aufs Herz: Wann haben Sie das letzte Mal ihr Handy bewusst weggelegt, ohne dass es sie mit Vibrationen, Pings oder der Angst, etwas zu verpassen, nach kürzester Zeit wieder zurückgerufen hat? Für viele von uns ist die tägliche Bildschirmzeit, ohne dass wir es bewusst wahrnehmen, länger als die gemeinsame Zeit mit Familie und Freunden. Höchste Zeit also für einen Digital Detox – eine Auszeit vom der medialen Dauerberieselung, die nicht nur gut für die Augen ist, sondern auch für Schlaf, Konzentration und zwischenmenschliche Beziehungen.
Der neue Trend Digital Detox sorgt für Online-Pausen, die uns glücklich machen. Hier sind die Tipps wie Online-Pausen im Alltag gelingen können.
Warum wir daueronline sind
Das Smartphone ist längst kein Telefon mehr, sondern ein Taschenuniversum, dass wir zur Information, Kommunikation und Ablenkung nutzen. Die neuesten Nachrichten, Social Media, Streaming, Shopping, als Kalender oder auch als Ablenkung durch Musik, Videos und Spiele – alles nur einen Wisch entfernt. Und jedes Ping macht uns kurzfristig glücklich, wenn wir kleine Nachrichten aus unserem Umfeld erhalten worauf wir sogleich antworten. Auch unsere Konzentrationsfähigkeit und Aufmerksamkeit wird auf eine harte Probe gestellt, wenn wir mehrere Medien gleichzeitig nutzen, etwa während wir einen Film schauen gleichzeitig mit der besten Freundin Chatnachrichten austauschen. Das ständige Hin- und Herspringen verhindert, dass wir uns voll und ganz einer Sache widmen. Ein Teufelskreis, der sich ständig im Alltag wiederholt.
Und dann ist da noch FOMO – die Fear of Missing Out. Wir könnten ja den neuesten Trend verpassen, den heiß diskutierten Tweet oder das neue Meme, das „alle“ schon gesehen haben. So ist das Smartphone nicht nur ein reines Vergnügen, sondern kann auch ganz schön anstrengend sein, was zu Konzentrationsproblemen und Schlafdefiziten führen kann.
Unser Handy als Schlafkiller & Stressbooster
- Schlafkiller Handy: Forscherinnen und Forscher in Norwegen haben mehr als 45.000 junge Erwachsene befragt und herausgefunden: Wer länger mit dem Smartphone im Bett liegt, schläft deutlich schlechter – im Schnitt verlieren Betroffene fast eine halbe Stunde Schlaf pro Nacht, denn unser Gehirn braucht Ruhephasen um die Infos eines Tages verarbeiten zu können, gelerntes abzuspeichern und neue Verknüpfungen zu erstellen. Durch die Reizüberflutung kommen wir nicht zur Ruhe, fühlen uns gestresst und kriechen morgens unausgeschlafen aus dem Bett.
- Ständige Pings = ständiger Stress: In einer Studie durften Teilnehmende für einen Tag ihre Benachrichtigungen ausschalten. Ergebnis: weniger Stress und bessere Konzentration. Schon so ein kleiner Schritt kann wirken wie ein Kurzurlaub fürs Gehirn.
Schon kurze Auszeiten vom Handy können große Wirkung haben:
- Besser schlafen: Blaulicht vom Display stört das Einschlafhormon Melatonin. Offline gehen heißt: leichter einschlafen und erholter aufwachen.
- Mehr Fokus: Ohne Dauerbeschallung können wir uns endlich wieder länger als 30 Sekunden konzentrieren – auf Arbeit, Lesen oder Gespräche.
- Echte Begegnungen: Ein Abendessen ohne Handy schafft Möglichkeiten für tolle Gespräche und Begegnungen.
Dr. Steinmeyer-Bauer (© Kliniken des Landkreises Lörrach)
Praktische Tipps für den Detox-Alltag
Radikal auf das Handy zu verzichten, wie zum Beispiel während eines Wochenendes oder Urlaubs wird auf Dauer unrealistisch und wenig praktikabel. Es geht vielmehr um Balance. Und auch darum, wie sie trotz Digital Detox in Verbindung mit ihrem Umfeld bleiben und wie sie ihre handyfreie Zeit für sich nutzen möchten. Hier ein paar alltagstaugliche Tricks:
- Handyfreier Zeitraum: Setzen Sie sich einen Zeitpunkt, wann Sie das Handy ausmachen (entweder richtig aus oder in den Flugmodus wechseln) und wann Sie wieder online sein wollen. Erinnerungen durch einen Wecker oder Kalendereintrag helfen bei der Umsetzung. Und erzählen Sie es ihrem Umfeld, dass Sie ab einer bestimmten Uhrzeit nicht mehr online sind und auch warum Sie offline sind. Die Wahrscheinlichkeit, dass Ihr Umfeld mit Unverständnis reagieren kann, ist groß. Vielleicht ergibt sich jedoch die Möglichkeit, dass Ihr Umfeld irgendwann nachzieht und die Offline-Zeit ebenso einführt und genießt.
- Handyfreie Zonen: Das Schlafzimmer ist der wichtigste Raum, der handyfrei bleiben sollte. Eine weitere freie Zone kann das Auto oder die öffentlichen Verkehrsmittel sein. Und für ein ungestörtes Familienessen oder das Treffen mit Freunden und Bekannten lohnt sich das Handy zur Seite zu legen und den Fokus auf die gemeinsame Zeit zu legen.
- Stressfrei agieren: Wir tauschen viele Nachrichten mit unserem Umfeld aus und wünschen uns oder erwarten vom Gegenüber, dass er binnen kürzester Zeit antwortet. Das erzeugt Stress, der nicht sein muss. Die wenigsten Nachrichten verlangen nach einer schnellen Reaktion. Umso schöner ist doch, wenn ihr Gegenüber sich die Zeit nehmen kann um ihnen zu antworten und nicht schnell-schnell auf ihre Nachricht reagieren muss.
- Das stille Handy: viele Push-Nachrichten oder neue Nachrichten dringen mit einem Ping in unser Bewusstsein und fordern unsere Aufmerksamkeit. Wir werden abgelenkt von dem was wir gerade tun und lassen uns aus unserer Konzentration reißen. Das wiederaufnehmen der Aufgabe vor dem Ping, kostet viel Energie und Kraft. Sie haben die Möglichkeit die Funktionen stumm zu schalten oder zu deaktivieren und sind so freier in ihrer Entscheidung, wann sie ihre Aufmerksamkeit auf die eingegangenen Nachrichten lenken.
Kleine Schritte statt Radikal-Kur
Viele scheitern, weil sie gleich eine Woche ohne Handy durchziehen wollen. Das klingt gut, scheitert aber oft am zweiten Tag heimlich auf Instagram. Besser: klein anfangen. Schon ein Abend ohne Handy oder eine Stunde offline vor dem Schlafengehen macht einen spürbaren Unterschied.
Fazit
Digital Detox ist kein Verzicht, sondern ein Gewinn. Technik soll uns helfen – nicht bestimmen. Wer öfter mal abschaltet, gewinnt nicht nur Schlaf und Konzentration, sondern auch echte Begegnungen und ein Stück Lebensqualität zurück.
Also: Vielleicht heute Abend einfach mal das Handy aus. Und keine Sorge – die wirklich wichtigen Nachrichten finden sie auch offline.
Die eigene Burnout-Erkrankung hat Tanja Heisele die Augen geöffnet: für Achtsamkeit, weniger Stress im Alltag und das gute Gefühl, offline zu sein. Heute verbindet sie ihr Wissen aus dem Betrieblichen Gesundheitsmanagement und Qualitätsmanagement mit ihrer persönlichen Erfahrung für gesünderes Arbeiten und Wohlbefinden.
Kontaktdaten:
compaSaluta – Tanja Heisele
Beratung für BGM & Burnout-Prävention
Telefon: 07681/2092707
Mail: t.heisele@compasaluta.de
Homepage: www.compasaluta.de

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