Allzu oft hetzen wir durch unseren Alltag. Umso wichtiger ist es, hin und wieder einen Ausgleich für all den Stress zu haben und abzuschalten. Das funktioniert beispielsweise wunderbar im Wald, wenn wir mit allen Sinnen in die Natur eintauchen.

Blick in die Baumkronen. ©Veronika Sumser
Veronika Sumser liebt den Wald. Fast täglich ist die zertifizierte Wander- und Landschaftsführerin zwischen Bollschweil und St. Ulrich südlich von Freiburg in der Natur unterwegs. Eintauchen, abschalten, entspannen, das funktioniert wunderbar im Grünen beim Waldbaden. Waldbaden? Was ist das? „Shinrin Yoku“ (Auf Deutsch: Baden in Waldluft) kommt aus Japan und bedeutet, den Wald bei einem Spaziergang mit allen Sinnen wahrzunehmen. Die Kilometeranzahl oder überwundenen Höhenmeter sind zweitrangig. Beim Waldbaden geht es darum, sich völlig auf die Natur einzulassen und mit Achtsamkeit im Wald unterwegs zu sein. Das kann man allein machen, mit Freunden, der Familie oder unter professioneller Anleitung. Letzteres bietet Veronika Sumser in Kooperation mit der Vita Classica Therme Bad Krozingen an.
Entspannender Waldspaziergang
Die knapp vierstündige und achte Kilometer lange Tour beginnt auf dem Wanderparkplatz zwischen Bollschweil und St. Ulrich. Rund ein Dutzend Teilnehmerinnen und Teilnehmer haben sich eingefunden. Nach der Begrüßung erläutert Veronika Sumser das Prinzip des Waldbadens und stimmt alle auf die Tour ein. Dann geht es los. Mit einer gehörigen Portion Vorfreude setzt sich die Gruppe in Richtung St. Ulrich in Bewegung. Mit lockeren Schritten geht es zunächst über eine Wiese hinauf und schließlich in den Wald hinein. Immer wieder legt Veronika Sumser kurze Pausen ein, macht die Gruppe auf Entdeckungen in der Natur aufmerksam und wartet mit spannenden Infos auf. So erfährt man beispielsweise etwas über Wildschweinspuren und deren Verursacher, die Lieblingssnacks der Eichhörnchen sowie die Bartflechte, deren Vorkommen ein Zeichen für gute Luft ist. Kontinuierlich ermuntert Veronika Sumser die Teilnehmerinnen und Teilnehmer, mit allen Sinnen in den Wald einzutauchen. Das weiche Moos am Wegesrand anzufassen, Tannenzweige zwischen den Fingern zu reiben und den wohligen Geruch zu genießen oder einfach einmal innezuhalten und in die Stille des Waldes zu lauschen. Vereinzeltes Vogelzwitschern, das Rauschen der Blätter in den Baumkronen, was für eine herrliche Entspannung.

Entspannung auf der Himmelsliege. © Kur und Bäder GmbH Bad Krozingen
Gesundheitsvorsorge aus Japan
In Japan gehört Waldbaden seit vielen Jahren zur Gesundheitsvorsorge. Denn der Aufenthalt im Wald ist gut für Geist und Körper. Das Herz schlägt ruhiger, der Blutdruck sinkt und angespannte Muskeln lockern sich. Mehrere Studien haben bewiesen, dass allein schon der Anblick vom Bäumen gut für die Psyche eines Menschen ist. Ein Spaziergang im Wald hebt nicht nur die Stimmung, sondern baut auch Stress ab. Die verschiedenen Sinneseindrücke stimulieren im menschlichen Körper den Parasympathikus. Dabei handelt es sich um einen Teil des Nervensystems, der für Erholung und Stressreduzierung zuständig ist. Im hektischen Alltag ist zumeist sein Gegenspieler, der Sympathikus, äußerst aktiv. Ein erholsamer Spaziergang im Wald kann daher ein wichtiger Ausgleich sein.
Ein weiterer Vorteil des Waldbadens: Es stärkt das Immunsystem. Im Wald kommunizieren Pflanzen untereinander mit Duftstoffen, sogenannten Terpenen. So kann ein Baum beispielsweise andere Bäume vor Angreifern und Schädlingen warnen. Bei einem Aufenthalt im Wald nimmt auch der menschliche Körper Terpene durch die Atmung auf. Studien haben gezeigt, dass dadurch die Anzahl an Killerzellen deutlich zunimmt und sich zudem ihre Aktivität merklich erhöht. Kein Wunder also, dass es in Japan Waldbaden auf Rezept gibt.


LINKS: Verlaufen nicht möglich – Der Waldbadepfad ist mit Schildern gekennzeichnet. ©Kur und Bäder GmbH Bad Krozingen
RECHTS: Was wartet hinter der nächsten Kurve – Beim Waldbaden spielt Achtsamkeit eine große Rolle. ©Veronika Sumser
Wald mit allen Sinnen
Nach ungefähr der Hälfte der Tour erreicht die Gruppe die Käppelehütte. Dort hat die Kur und Bäder GmbH Bad Krozingen, Inhaberin der Vita Classica Therme, einen Waldbadepfad nach japanischem Vorbild errichtet. Mit seinem etwa einen Kilometer ist der Pfad nicht besonders lang. Doch beim Waldbaden geht es ja wie erwähnt nicht um die zurückgelegte Distanz, sondern um Entspannung. Langsam schlendern die Teilnehmerinnen und Teilnehmer bergauf durch den Wald. Zuvor verteilt Veronika Sumser an jeden ein feuchtes, warmes Tuch, das nach Weißtannenöl duftet. Derart ausgestattet ganz man es sich prima auf einer der großen, hölzernen Himmelsliegen gemütlich machen. Zurücklehnen, das aromatische, warme Tuch oder alternativ die behaglichen Sonnenstrahlen im Gesicht, das Zwitschern der Vögel, ansonsten wohlige Ruhe. So lässt es sich aushalten!
Sehen, Hören, Fühlen, Riechen, bisher sind fast alle Sinne auf ihre Kosten gekommen. Fehlt noch das Schmecken. Nach dem gemütlichen Spaziergang ist es Zeit für eine Vesper. Belegte Weckle schmecken an der frischen Luft gleich doppelt so gut. Dazu reicht Veronika Sumser zur Verkostung Bauernbrot und verschiedene Honigsorten, natürlich wieder mit reichlich informativem Hintergrundwissen garniert. Schließlich setzt sich die Gruppe wieder in Bewegung. Auf dem restlichen Weg wird angesichts der zahlreichen Sinneseindrücke reichlich miteinander geschwätzt. Die Stimmung ist sehr gut. Man sieht: Waldbaden wirkt.
Tipps für das Waldbaden:
- Lassen Sie Gefühle und Wahrnehmungen zu und entdecken Sie den Wald mit allen Sinnen.
- Leben Sie den gegenwärtigen Moment anstatt über Alltagssorgen zu grübeln oder schon den nächsten Tag zu planen.
- Beim Waldbaden geht es vor allem um Entspannung statt um Kilometer. Legen Sie regelmäßig Erholungspausen ein.
- Vermeiden Sie Ablenkungen. Schalten Sie das Handy ab oder zumindest in den Stumm-Modus.
- Eine konzentrierte Atemtechnik hilft dabei, zu entspannen und Stress abzubauen.
Kontakt:
Veronika Sumser
St. Ulrich 20
79283 Bollschweil
Telefon: 0152-25869801
Website: www.schwarzwald-fuehrungen.de
Oder bei der KUR UND BÄDER GmbH Bad Krozingen:
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