Im Freiburger Dietenbachpark herrscht das ganze Jahr über UFO-Alarm. Insbesondere im September 2021 kam es zu zahlreichen Sichtungen von bunten Fluggeräten. Der Grund: Vom 9. bis zum 12. September fand im Dietenbachpark die 36. Disc Golf-Meisterschaft statt.
Disc Golf? Was ist das? Beim Disc Golf handelt es sich um eine Frisbeesportart, die nach ähnlichen Regeln wie Golf gespielt wird. Vom Abwurf bis zum Ziel versucht der Spieler, die Scheibe mit so wenigen Würfen wie möglich in einen Metallkorb zu werfen. Der Ursprung von Disc Golf reicht bis in die 1950er Jahre zurück. Damals beobachtete der US-Amerikaner Walter Frederick Morrison, wie Kinder die Kuchenformen der „Frisbie Pie Company“ zum Werfen und Spielen benutzten. Morrison verbesserte die Flugeigenschaften und erfand die Frisbee. Sein Patent verkaufte er 1957 an den Spielzeughersteller „Wham-O“. Dort nahm sich Ed Headrick der Wurfscheibe an. „Steady Ed“, so sein Spitzname, ließ unter anderem das sogenannte Pole Hole, den Vorläufer des heutigen Disc Golf-Korbs patentieren, erfand verschiedene Frisbee-Wettkampfsportarten und gründete die Professional Disc Golf Association (PDGA). Laut der PDGA spielen heute weltweit über 500.000 Menschen auf rund 9.700 Kursen Disc Golf.
Wo wird die Scheibe landen? © Fabian Meier
Frisbee meets Golf
Wie beim Golf spielt man Disc Golf auf mehreren Bahnen. Meistens sind es 18. Es kann aber auch die Hälfte sein, so wie im Freiburger Dietenbachpark. Nachdem jeder Spieler abgeworfen hat, ist als Nächstes derjenige an der Reihe, dessen Wurfscheibe am weitesten vom Metallkorb entfernt liegt – eine Parallele zum Golf. Ebenso gibt es für jede Bahn ein Par. Par 3 bedeutet beispielsweise, dass man die Scheibe möglichst mit drei Würfen in den Metallkorb bringen sollte. Abwurf, Annäherung und Putt. Dabei muss man versuchen, je nach Situation und Witterungsverhältnissen (vor allem bei Wind) die Scheibe möglichst weit zu werfen und/oder Hindernisse wie etwa Bäume zu umspielen. Dazu nutzen die Spieler in der Regel wie beim Frisbeewurf am Strand die Rückhand. Der Vorhandwurf wird hingegen überwiegend beim Umspielen eines Hindernisses eingesetzt.
Volle Konzentration beim Putten. © Fabian Meier
Ein Sport für Alle
Die beim Disc Golf genutzten Wurfscheiben sind mit 150 bis 200 Gramm meistens etwas schwerer und kleiner (ca. 21 cm) als normale Frisbees. Zudem sind sie aerodynamischer. Es existieren vier verschiedene Discarten. Distance Driver für sehr weite Distanzen, Fairway Driver für fortgeschrittene Distanzen, Midrange Driver für das Annähern und mittlere Distanzen sowie der Putter für das Annähern und Einlochen. Zudem unterscheiden sich die Wurfscheiben in ihrem Flugverhalten. In der Kategorie „Overstable“ tendieren die Discs bei einem rechtshändigen Rückhandwurf dazu, nach links zu kippen, beim „Understable“ hingegen nach rechts und Discs mit der Eigenschaft „Stable“ fliegen geradeaus.
Für Anfänger reichen normalerweise ein bis zwei Scheiben. Ein Putter (die wichtigste Scheibe) und eventuell noch ein Midrange oder ein Fairway Driver. In der Regel holen nur fortgeschrittene Spieler und Profis das Optimum und die Extrameter aus den verschiedenen Wurfscheiben heraus. Außerdem empfiehlt sich für Anfänger eine „Understable“ Disc, da diese bei geringer Abwurfgeschwindigkeit geradeaus fliegt. Vor allem gilt aber: Es soll Spaß machen! Und das macht es. Disc Golf ist ein Sport für alle Generationen und Fitnesslevel. Man kann zusammen mit der Familie in den Park gehen, die Natur genießen und dabei eine Runde Disc Golf spielen. Der sportliche Aspekt kommt auch nicht zu kurz. Man macht jede Menge Schritte, schult seine Konzentration sowie die Hand-Auge-Koordination. Zudem: Es ist ein unglaublich befriedigendes Gefühl, wenn ein Wurf richtig gut gelingt.
Wer Disc Golf einmal ausprobieren möchte, kann dies beispielsweise bei „Heads Up“ machen. Der Freiburger Disc Golf-Verein bietet regelmäßig Trainingseinheiten und Probiermöglichkeiten in Freiburg im Dietenbachpark und im Waldseilgarten an. Auf ihrer Website finden Interessierte weitere Infos über Disc Golf-Anlagen in Südbaden.
Timo Hartmann beim Wurf. © Fabian Meier
In unserem Interview geben Jonathan Maas und Christoph Weiß von Heads Up Freiburg einen Einblick in die Sportart Disc Golf.
Wie bist Du zum Disc Golf gekommen?
- Jonathan
Disc Golf habe ich 2007 in den USA in Portland, Oregon während einer Reise kennengelernt. Danach bin ich einmal quer durch Kanada gereist und habe dort an jedem Stopp einen Disc Golf Kurs gefunden und bespielt. - Christoph
2018 hatte mir ein Freund vorgeschlagen, im Grütt Disc Golfen zu gehen und schon hatte es mich gepackt.
Was ist für Dich das Besondere am Disc Golf?
- Jonathan
Für mich besteht die Besonderheit von Disc Golf darin, dass es jeder spielen kann. Es ist völlig egal, welches Fitnesslevel oder welches Alter man hat. Es geht eher mehr um Körperkontrolle und Konzentration. Die unterschiedlichen Bahnen der Disc Golf Kurse stellen jeweils eine neue Anforderung an einen Spieler und daher muss man sich immer wieder neu überlegen, wie man die Aufgabe am besten gemeistert bekommt.
Zusätzlich ist man mehrere Stunden draußen in der Natur unterwegs und bewegt sich durch die Natur. - Christoph
Das Reisen zu Turnieren, neue Kurse und Menschen kennen zu lernen und die Freude an den fliegenden Scheiben teilen.
Ist Disc Golf ein reiner Einzelsport oder gibt es auch Teamwettbewerbe?
- Jonathan
Es gibt auch Teamwettbewerbe, obwohl diese tatsächlich deutlich seltener sind. Bei den meisten Turnieren gibt es ein zusätzliches Angebot eines sogenannten Doubles. Hier spielen zwei Spieler zusammen, indem beide jeweils werfen und man sich dann für die besser Lage einer der beiden Frisbees entscheidet. Von der Stelle spielen dann beide zusammen weiter.
Auch das ein oder andere Teamturnier gibt es, bei dem Vereine gegeneinander antreten. Seit ein paar Jahren wird auch eine Team WM veranstaltet. Deutschland ist da 2019 Vizeweltmeister geworden. Die Team WM findet alle zwei Jahre statt.
Seit wann gibt es Heads Up Freiburg und wie viele aktive Spieler seid ihr?
- Jonathan
Disc Golf gibt es in Freiburg seit 2009. Damals waren wir noch eine Abteilung eines Squash Clubs und haben im Jahr 2015 unseren eigenen Verein gegründet, den Heads Up Freiburg e.V.
Seitdem wir im Februar 2019 einen Kurs in Freiburg erbaut haben, hat sich die Mitgliederzahl verdoppelt auf nun 42 Mitglieder. Regelmäßig spielen davon ca. 30 Spieler. Allerdings spielen auf den Kursen der Region nicht nur Mitglieder von unserem Verein, sondern auch mittlerweile recht viele Spaß und Freizeitspieler.
Kann ich mit meiner billigen Plastik-Frisbee loslegen oder benötige ich professionelles Equipment?
- Jonathan
Loslegen kann man mit jeder Frisbee, da reicht auch die billige Plastik-Frisbee. Wirklich interessant wird es dann aber mit dem professionellen Equipment, da man erst mit den richtigen Disc Golf Scheiben bestimmte Flugkurven erreichen kann. - Christoph
Professionelles Equipment ist beim Disc Golf schon für sehr wenig Geld zu haben, für ca. 20 Euro pro Scheibe. Für den Anfang reicht da eine auch schon vollkommen aus. Wenn man es ein wenig ernster angehen möchte, gibt es schon sehr gute Starterpakete mit drei Scheiben für unter 40 Euro.
Beim Golf nutzt man je nach Anforderung unterschiedliche Schlägerarten. Gibt es beim Disc Golf auch verschiedene Frisbeearten?
- Jonathan
Ja, die gibt es. Wir haben hauptsächlich drei Arten von Scheiben. Das sind Driver (Weitwurfscheiben), Midrange (mittlere Distanzen) – im Golf wären das Eisen – und Putter für den Wurf in den Korb und die kurzen Distanzen. Dazu kommt, dass es in jeder Kategorie Scheiben für unterschiedliche Flugbahnen gibt. So gibt es manche Scheiben die z.B. für eine starke Linkskurve gemacht sind, während andere Scheiben bei hoher Geschwindigkeit erst nach rechts kippen und sobald sie langsam werden, wieder nach links. So kann man dann mit unterschiedlichen Scheiben um Bäume herumwerfen, um zum Ziel zu kommen.
Wie wirft man eigentlich auf dem Parcours? Gibt es unterschiedliche Wurfarten?
- Jonathan
Generell kann man sagen, dass es zwei Hauptwurfarten gibt. Das wäre der Rückhandwurf und der Vorhandwurf. Da Disc Golf Scheiben immer am Ende ihrer Flugbahn in eine Richtung kippen, werden die beiden Wurfarten meist verwendet, um eine Kurve in eine bestimmte Richtung zu werfen. Wirft zum Beispiel ein Rechtshänder mit der Rückhand, fliegt die Scheibe am Ende nach links. Die Vorhand würde dann am Ende nach rechts fliegen. Bei einem Linkshänder ist das genau entgegengesetzt.
In manchen Situationen benötigt es noch spezielle Wurfarten. So gibt es auch einen Überkopfwurf oder einen Roller.
Hast Du schon sportliche Erfolge erringen können oder steht für Dich der Spaß im Vordergrund?
- Jonathan
Für mich persönlich steht der Spaß im Vordergrund. Sportlich erfolgreich war ich bisher noch nicht so wirklich. Ich spiele zwar regelmäßig bei Turnieren mit, lande da aber meistens im Mittelfeld. - Christoph
Für mich steht der Spaß auch im Vordergrund, ist aber nicht das Einzige. Ein Turniergewinn in Schwabmünchen und ein zweiter Platz bei der Baden-Württembergischen Meisterschaft 2019 sind bis jetzt meine größten Erfolge.
Auf welchem Parcours trifft man Dich am häufigsten?
- Jonathan
Mich trifft man am häufigsten auf dem Parcours im Dietenbachpark in Freiburg. Auch in Bad Krozingen bin ich häufiger, in Lörrach eher selten. - Christoph
Im Grütt in Lörrach.
Welcher Parcours hat Dir bisher am besten gefallen?
- Jonathan
Bei den lokalen Parcours kann ich mich nicht entscheiden. Weltweit fand ich den Parcours in Kopenhagen im Valbyparken und DeLaVega in Santa Cruz, Kalifornien wirklich sehr gut. - Christoph
In Bern auf dem Gurten und Zielenic in Polen fand ich bis jetzt am besten.
Was waren Deine Eindrücke von der Deutschen Meisterschaft in Freiburg?
- Jonathan
Die Eindrücke zur Deutschen Meisterschaft waren durchweg positiv. Wir hatten viele glückliche Teilnehmer sowie vor allem Deutsche Meisterinnen und Meister. Für uns vom Verein mit am wichtigsten waren aber die Zuschauer. Über die Deutsche Meisterschaft haben wir es geschafft, den Sport Disc Golf in der Region noch bekannter zu machen. Wir hatten auch mehrere hundert Teilnehmer an unseren Ausprobierstationen. Für ein solch großes Event benötigt es viele Helfer, damit es reibungsfrei läuft. Wir waren froh, dass wir ca. 80 ehrenamtliche Helfer gewinnen konnten, die uns bei dem Event unterstützt haben.Aus sportlicher Sicht war der Kurs, den wir größtenteils extra für die Deutsche Meisterschaft erstellt hatten, ein recht anspruchsvoller, aber doch ausgeglichener Kurs. Die Spieler hatten vor allem die Abwechslung bei den Wurfarten hervorgehoben und waren durchweg zufrieden.
Was sind Deine Ziele und Wünsche für die Zukunft?
- Jonathan
Ich habe damals den Sport überhaupt erst in die Region gebracht und bin maßgeblich für die Vereinsthemen verantwortlich. Daher liegt mir die Entwicklung des Vereins bzw. des Disc Golf Sports an sich sehr am Herzen. Ich wünsche mir mehr Disc Golf Spieler und mehr Disc Golf Parcours in der Umgebung. Ich denke, vor allem der Schwarzwald hat hier noch sehr viel Potential. Disc Golf wäre auch eine ideale Ergänzung für Skigebiete. Im Sommer oder wenn wieder Zeiten mit wenig Schnee kommen.
Christoph
Dass der Sport bekannter wird und mehr Kurse entstehen.
Treffer! © Fabian Meier
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