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Elektrofahrräder boomen. In den letzten Jahren steigen die Absatzzahlen deutlich. 2021 wäre wahrscheinlich ein neues Rekordjahr geworden, wenn es nicht pandemiebedingte Lieferschwierigkeiten gegeben hätte. Mittlerweile ist mehr als jedes dritte verkaufte Fahrrad ein E-Bike.
Wieso dieser Boom? Warum ist das E-Bike in den letzten Jahren auf diesem Siegeszug? Immerhin gibt es Elektrofahrräder schon seit dem 19. Jahrhundert. Dennoch blieb das E-Bike über einhundert Jahre lang eine Randnotiz in der individuellen Mobilität. Zwei wesentliche Gründe: das hohe Gewicht und die geringe Reichweite der Batterien. Das sollte sich erst ändern als in den 1990er Jahren der Lithium-Ionen-Akku auf den Markt kam und schließlich durch die Massenfertigung für Laptops auch bezahlbar wurde. Seitdem haben sich ständig das Gewicht von E-Bikes verringert und die Reichweite der Batterien erhöht.

Freiheitsgefühl
Gerade die Reichweite ist ein großer Pluspunkt des Elektrofahrrads. Fahrer genießen eine erheblich größere Unabhängigkeit. Die Topgraphie wird dank der Unterstützung des Elektromotors zweitrangig. Steigungen – und das ist insbesondere bei uns im Schwarzwald ein Faktor – spielen keine große Rolle mehr. Ebenso wenig der Gegenwind.
Ziele, die vorher für ein klassisches Fahrrad weit entfernt lagen, sind mit einem Elektrofahrrad deutlich leichter zu erreichen. Abhängig von verschiedenen Faktoren wie Akkugröße, Gelände, Gewicht des Fahrers und Reifendruck sind Distanzen bis zu 120 Kilometern möglich. Und wer mit seinem E-Bike den Belchen hinaufradeln möchte, kann zur Sicherheit zusätzlich einen Ersatzakku mitnehmen. Die Dynamik und Unabhängigkeit des E-Bikes sorgen für ein enormes Freiheitsgefühl und die Möglichkeit, die Umgebung noch mehr zu genießen.
Ein Plus für die Gesundheit
Klar, das Fahren mit dem klassischen Fahrrad hält theoretisch fitter. Aber laut Studien nutzen Besitzer von E-Bikes ihr Rad dreimal häufiger als Besitzer konventioneller Fahrräder. Dank des höheren Spaßfaktors sind E-Bike-Besitzer deutlich häufiger auf zwei Rädern unterwegs, haben somit erheblich mehr Bewegung und fördern ihre Gesundheit. Zudem haben E-Bikes durch die regulierbare Unterstützung die Möglichkeit, immer im optimalen Pulsbereich zu fahren. Das ist ideal für die Kalorienverbrennung. Auch Paare profitieren von der einstellbaren Motorenunterstützung. Ein unterschiedliches Trainingsniveau spielt bei gemeinsamen Ausflügen keine Rolle mehr. Ohne Probleme können zusammen große Distanzen zurückgelegt werden, ohne dass sich jemand unter- oder überfordert fühlt.
Entlastung für die Umwelt
Ein weiterer Vorteil des E-Bikes ist der Umweltaspekt. Ein klassisches Fahrrad hat im Hinblick auf die Produktion und den Lithium-Ionen-Akku zwar eine bessere Ökobilanz. Umso wichtiger ist es, bei der Wahl des E-Bikes auf Qualität und Nachhaltigkeit zu setzen – auch, um selbst lange Freude am E-Bike zu haben. Interessanter ist allerdings der Vergleich mit dem Auto. Über die Hälfte der Fahrten mit einem PKW sind höchstens 6 Kilometer lang. In einer Vielzahl der Fälle könnte man diese Strecken auch mit einem E-Bike zurücklegen. Dank der elektrischen Motorunterstützung muss niemand befürchten, in verschwitzter Kleidung im Büro anzukommen. Selbst Fahrten mit schwerer Fracht oder von Kindern sind mit einem Anhänger oder einem Lastenfahrrad kein Problem.
Wenn man sein Auto mit Verbrennungsmotor stehenlässt, sind die CO2-Emissionen der Herstellung eines E-Bikes schon nach durchschnittlich 165 Kilometern ausgeglichen. Wer Ökostrom, beispielsweise aus der hauseigenen Photovoltaikanlage nutzt, schafft dies sogar noch schneller. Übrigens: E-Bikes schlagen beim Ausstoß von CO2-Emssionen auch Elektroautos und den ÖPNV um Längen.

In unserem Interview gibt Christof Steier von Belchenradler, einem Schwarzwälder Anbieter von Radtouren und Fahrtrainings, einen Einblick in die Faszination Radfahren und E-Bike.
Was macht für Dich den Reiz am Radfahren aus?
Ganz klar die Freude an der Bewegung und das Naturerlebnis! Beim Radfahren, egal mit welchem Rad, hat man einen größeren Radius als beim Wandern, aber die Geschwindigkeit erlaubt einem immer noch, ein offenes Auge für die schönen Details am Wegesrand zu haben.
Wie ist Belchenradler entstanden?
In meinem Freundeskreis hatte ich schon immer viel Spaß daran, gemeinsame Radtouren hier im Schwarzwald, aber auch in anderen Teilen Europas wie in Frankreich, Italien und Spanien zu planen und zu organisieren. Wir haben hier im Südwesten das Glück, in einer landschaftlich besonders reizvollen Radsportdestination zu leben. Die schönsten Täler und Berge des Schwarzwalds, wie das Münstertal und den Belchen habe ich täglich vor der Haustür. Und auch der Kaiserstuhl, das Elsass und die Vogesen liegen in Sichtweite. Da ich auch gerne mit Menschen zu tun habe, die meine Leidenschaft für das Radfahren teilen, wuchs bei mir mit den Jahren der Wunsch aus dem Hobby mehr zu machen. Daher absolvierte ich eine Bikeguide-Ausbildung und gründete 2019 die Firma Belchenradler.
Wie viele Personen gehören zum Team von Belchenradler?
Aktuell sind wir ein Team von 6 Personen. Das sind alles Radsportbegeisterte mit jahrelanger Erfahrung.
Was bietet Belchenradler an?
Wir bieten ein breites Spektrum an geführten Bike-Touren, Radreisen und Fahrtechniktrainings an, für nahezu jeden Radfan, jedes Fahrlevel und jedes Alter. Der jüngste Teilnehmer war 8 Jahre alt und hat ein BMX Training absolviert, die älteste Teilnehmerin war schon über 80 Jahre alt und hat mit ihrem E-Bike ein Fahrsicherheitstraining gebucht. Geführte Touren und Radreisen bieten wir an für MTB, E-MTB und Rennrad. Fahrtechniktrainings gibt es für MTB und E-MTB, aber auch für Dirtbike, Trialbike und BMX, wofür sich besonders unsere jüngere Kundschaft interessiert.
Wie unterscheidet sich das Fahrerlebnis mit dem E-Bike vom „normalen“ Fahrrad?
Das Angebot an E-Bikes wird immer vielfältiger und damit auch das Einsatzspektrum. Natürlich ist es entspannter und weniger anstrengend mit dosierter Motorunterstützung zu fahren. Gerade für ältere Pedelec-Fahrer kann es die Rückkehr zur Mobilität bedeuten. E-Lastenräder dienen als Autoersatz im urbanen Umfeld und E-MTB-Fans lieben die neue Herausforderung, Trails bergauf zu meistern, wodurch ganz neue Touren-Optionen entstehen. Entsprechend vielschichtig ist auch das Fahrerlebnis. Aber kurz gesagt, es macht einfach allen Spaß!
Für wen ist das Fahrtraining geeignet?
Wir unterscheiden zwischen Fahrtechnik- und Fahrsicherheitstrainings. Fahrtechniktrainings bieten wir für alle E-MTB-, MTB-, sowie Dirtbike und Trialbike-Fahrer an, Fahrsicherheitstrainings überwiegend für alle Arten von Pedelecs, also vom City-E-Bike, über E-Lastenräder bis hin zum E-Dreirad, etwa für Personen mit gesundheitlichen Einschränkungen.
Beim E-Bike kommt es immer wieder zu Stürzen, weil die Fahrer ihre Fähigkeiten falsch einschätzen. Was kann man bei Euch im Fahrsicherheitstraining diesbezüglich lernen?
Die Ursachen für Unsicherheiten und Probleme beim Fahren, bis hin zu einem Sturz, können individuell sehr unterschiedlich sein. Deshalb schauen wir, wenn sich jemand an uns wendet, sehr genau hin, wo mögliche Ursachen liegen. Wir bieten E-Bike-Fahrsicherheitstrainings ausschließlich auf Anfrage als persönliches Training oder für maximal 2 Personen an, etwa für Paare. Dadurch können wir sehr effektiv auf die individuellen Bedürfnisse der Teilnehmer eingehen und mit den richtigen Tipps und gezielten Übungen in wenigen Trainingsstunden für einen deutlichen Gewinn an Fahrsicherheit sorgen.

Kannst Du etwas zu den Inhalten sagen?
Inhalte eines Fahrsicherheitstrainings können zum Beispiel sein: sicheres Anfahren, richtig Bremsen und Absteigen, Kurven richtig fahren, Blickführung und vorausschauendes Fahren, Gleichgewichtsübungen, Beweglichkeit, Ergonomie und die richtige Position im E-Bike, Sicherheit bei Steigungen und im Gefälle, verschiedene Untergründe bewältigen, die richtige Wahl der Unterstützungsstufe und Gangwahl…die Liste lässt sich noch fortführen.
Es ist immer wieder schön zu erleben, wie es bei einem Training dann zu Aha-Erlebnissen kommt, wenn Dinge wie zum Beispiel Kurvenfahren plötzlich funktionieren. Im vergangenen Jahr habe ich um die 30 E-Bike-Fahrsicherheitstrainings durchgeführt und die Teilnehmer waren durchweg begeistert. Der Bedarf ist da und es spricht sich langsam herum, dass Belchenradler fundierte Trainings anbietet. So hat mich auch der SWR bei einem Fahrsicherheitstraining vor einiger Zeit in Bad Krozingen begleitet. Der Beitrag wurde erst kürzlich in der Landesschau gesendet.
Kannst Du etwas über Eure Touren und -reisen erzählen?
Das Naturerlebnis steht immer im Vordergrund bei Belchenradler, nicht der Nervenkitzel. Entsprechend finden MTB und E-MTB-Touren auf ausgesuchten, besonders schönen Naturwegen und Trails statt, nicht auf angelegten Strecken. Natürlich werden die Strecken abgestimmt auf das Fahrlevel der Teilnehmer und auf deren Akkukapazität. Beliebt bei Kunden, die von weiter herkommen, sind unsere „Bike & Genusstage“ und „Rennrad & Genusstage“ in Staufen. Ein Rundumsorglos-Paket mit geführten Touren und Unterkunft plus leckeres, gesundes Abendessen im Biogasthaus „Am Felsenkeller“.
Ein besonderer Geheimtipp in Sachen Radreisen und Radurlaub ist meine zweite Heimat Katalonien. Dort biete ich, 30 Kilometer südlich von der französischen Grenze entfernt, am Mittelmeer einwöchige Bike-Camps an für MTB-, E-MTB- und auch für Rennradfahrer an, mit geführten Touren im Parc Natural Cap de Creus und Unterkunft in Apartments in Traumlage, direkt am Meer.
Was waren die schönsten Erlebnisse auf den Touren?
Oh, da gäbe es viel zu erzählen. Wenn alles passt, taucht man schon nach wenigen Pedalumdrehungen in die Landschaft ein wie in einen guten Film oder in ein spannendes Buch. Der Alltag wird ausgeblendet und man ist einfach zufrieden im Hier und Jetzt. Diese Erfahrung mit anderen gemeinsam zu erleben und während einer Tour oder einem Fahrtechniktraining in die glücklichen Gesichter der Teilnehmer zu schauen, motiviert einen stets weiterzumachen und sein Bestes zu geben. Natürlich freut man sich, wenn die Kunden begeistert sind und sie einem anschließend ein positives Feedback geben.
Welche Skills und welches Material sollten Interessierte mitbringen?
Eine gesunde Selbsteinschätzung, was man selbst fahrtechnisch und konditionell leisten kann, ist immer hilfreich. Wer sich nicht sicher ist, ob das eigene Fahrlevel zu einer bestimmten Veranstaltung passt, kann gerne anrufen und sich beraten lassen. Und natürlich sollte man ein gut gewartetes, voll funktionsfähiges Bike mitbringen. Auch hierzu geben wir gerne Tipps. Alle Informationen und Kontaktdaten findet man über unserer Webseite www.belchenradler.de.
Vielen Dank für das Gespräch!
Info-Box
Belchenradler
Christof Steier & Team
Silberbuck 14
79189 Bad Krozingen
Tel.: 07633 – 160185
Mobil: 0160 – 92649530
Mail: info@belchenradler.de
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