Wie die Gruppendynamik Laufgruppen in Bewegung bringt und gemeinsamer Sport vor allem Spaß macht, darüber berichtet Bernd Müller aus Auggen, Ausdauersportler, Lauftrainer und Initiator einer Laufgruppe.
Von Hannover bis ins Markgräflerland sind es rund 650 Kilometer. Diese Distanz ist jedoch nicht das Ziel der Laufgruppe aus Auggen. Dort geht es mehr um das gemeinsame Erlebnis, eine bessere Fitness, Verbesserung von Laufzeiten, die Teilnahme an 10-Kilometer-Läufen oder auch einmal die Halbmarathondistanz. Bernd Müller, der aus der niedersächsischen Landeshauptstadt 2018 ganz weit in den Südwesten übergesiedelt ist, hat hier etwas Besonderes geschaffen.
Als Bernd Müller ins Markgräflerland kam, war schnell klar, dass er eine eigene Laufgruppe aufbauen möchte. Mit seinen Erfahrungen als Sporttrainer bei der Polizei, als Sportler in vielen Sportarten und Bewegungsfreund wollte er sein Wissen an andere weitergeben. Zu einem ersten Workshop 2019 in Auggen kamen jedoch gerade einmal fünf Teilnehmer. Doch immerhin vier davon sind auch heute noch im Lauftreff, dem inzwischen rund 40 Teilnehmer angehören. Es sind aktuell überwiegend Frauen, die sich der Gruppe anschließen. Bernd Müller sieht die Gründe unter anderem darin, dass Frauen die Sicherheit einer Gruppe mögen und auch ohne Leistungsdruck starten möchten.
„Viele Frauen trauen sich nicht zu laufen, weil sie befürchten, dass man sie blöd anschaut oder negativ beurteilt. Überwiegend von Männern.“
Für den Einstieg in die Laufgruppe sind keine besonderen Voraussetzungen erforderlich. Willkommen sind alle – Einsteiger wie Ambitionierte. Das Team rund um Bernd Müller und seinen Trainerkollegen Tanja Wenger und Giuseppe Grillo interessiert zunächst einmal die Motivation und der Wunsch, mit dem Laufen zu beginnen. In den ersten Wochen des Kennenlernens werden vor allem Beweglichkeit, Koordinationsfähigkeit und die Ausdauerfähigkeit beobachtet, um das Training individuell daran auszurichten. Eine Laufstilanalyse mit der Kamera ist dabei hilfreich und ergibt wichtige Informationen für das Training. Bernd Müller und seinem Trainerteam liegt vor allem der gesundheitsorientierte Ausdauersport am Herzen. Daher sind insbesondere bei ambitionierter Zielsetzung – aber natürlich auch für den Erhalt bzw. der Verbesserung der Fitness – eine gute Körper- und Beinachsenstabilität sowie die Optimierung der Beweglichkeit eine wichtige Voraussetzung für die Minimierung der Verletzungsanfälligkeit. Da der Fuß die Basis des Laufens ist, wird auch auf einen optimalen Fußaufsatz geachtet.
Nach der Analyse und Definition der Ziele wird auf Wunsch ein individueller Trainingsplan erstellt. „80% beim Laufen ist der Kopf“, sagt Bernd Müller. „Wer zu ambitioniert startet, verliert schnell die Lust, steigert sein Verletzungsrisiko und verliert dadurch den Spaß am Laufen.“ Vier Wochen wird der Trainingsplan getestet. Dann sollte die Teilnehmenden ein Feedback abgeben, um gegebenenfalls Anpassungen vorzunehmen.
Für Bernd Müller ist es immer eine große Freude, wenn Menschen zu ihm in die Laufgruppe kommen wollen. Denn dies bedeutet, dass jemand bereit ist, sich mehr bewegen zu wollen, für sich einfach mehr zu tun.
Bernd Müller hat auch eine schöne Geschichte zu erzählen. Im Herbst 2021 kam eine Frau auf ihn zu, die ihn bei einem VHS-Kurs in Badenweiler ein Jahr zuvor kennengelernt hatte. Sie wollte gemeinsam mit ihrem Mann ins Laufen starten, um ihre Fitness zu verbessern. Ziel war nach einigen Wochen die Teilnahme an einem Wettkampf. Mit dem Rheinauenlauf in Rheinweiler im April war schließlich mit dem 5-km etwas Passendes gefunden. Mit einem entsprechenden Trainingsplan und guter Disziplin sind die beiden in der Laufgruppe gestartet und haben im April 2022 tatsächlich ihren ersten offiziellen Lauf absolviert. Es war sogar am Ende die 10-km-Distanz und beide sind mit einer guten Zeit und vor allem gesund ins Ziel gekommen!
Bernd Müller ist zertifizierter Lauf- und Marathontrainer. Er erweitert sein theoretisches Wissen permanent, damit er seinen Teilnehmern stets die besten Informationen und Tipps liefern kann. Sein Ziel ist es, seinen Läufern bei der Erreichung ihrer Ziele zu helfen. Dabei ist er sich auch seiner Verantwortung bewusst. Kommen Zweifel auf, so wird ein Teilnehmer auch einmal zum Arzt geschickt. Gerade bei Herzthemen sollte man sich ärztlich beraten und checken lassen.
Dienstagabend ist der gemeinsame Termin der Laufgruppe. Es beginnt mit einem Warm-up und einem Einlaufen. Je nach Zielsetzungen und den Ansprüchen gibt es dann unterschiedliche Laufdistanzen – manchmal auch mit Intervallen oder Fahrtspiel – um am Ende zusammen das „cool down“ zu absolvieren.
Bernd Müller empfiehlt, dreimal in der Woche zu trainieren. Neben dem gemeinsamen Training am Dienstag bieten sich der Donnerstag und das Wochenende gut an. Gerade dort kann man ganz gut auch lange lockere Läufe einplanen. Denn für Bernd Müller ist es wichtig, dass sich die Trainingspläne in den Alltag integrieren und nicht umgekehrt. Wichtig ist auch, dass man den Körper nicht einer kontinuierlichen Belastung aussetzt. Die Ruhetage sind genauso wichtig und zahlen sich in der Erfolgsbilanz aus.
„Die Teilnehmer sollen nach dem Training mit einem Lächeln im Gesicht nach Hause gehen.“
Ganz wichtig ist der Spaß. Wer mit passenden Zielen startet, sich nicht übernimmt und die Ruhephasen zu genießen weiß, der wird auch lange Freude am Laufen haben. Mit der Laufgruppe kommt noch ein weiterer Aspekt dazu: die gemeinsamen Erlebnisse, die man nur in der Gruppe haben kann. Sei es das Training an sich, das gelegentliche Getränk danach, Wettkämpfe oder auch mal eine Wanderung in den Vogesen. Dort können dann auch gerne die Partner teilnehmen, die ja den Läufern mit Ihrem Verständnis erst den Raum für ihren Sport schaffen.
Inzwischen gibt es sogar die Nachfrage nach einem zweiten gemeinsamen Trainingstag. Die Gruppendynamik zeigt also ihre Wirkung.
Lauftrainer Bernd Müller Die Laufgruppe beim gemeinsamen Training.
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