Erstlingseltern empfinden das Wickeln als Herausforderung und das ist es auch. Es ist sinnvoll, sich schon in der Zeit der Schwangerschaft damit zu befassen. Mit welchen Windeln will ich wickeln? Wegwerfwindel oder Stoff oder Abhalten bei Bedarf? Unsere Expertin Irina Sprengel gibt Tipps rund um das Thema „Wickeln“.
Ein Neugeborenes nach der Geburt in den Händen halten zu dürfen, ist ein unbeschreiblicher Moment. Sie sind einerseits zart und hilflos und doch zeigen sie schnell ihren je eigenen Charakter. Trotzdem sind sie völlig abhängig von den Eltern. Und die Eltern sind häufig sehr unsicher. Wie halte ich das Baby richtig? Halte ich es zu fest? Kann ich mein Baby erdrücken? Was mache ich, wenn es zappelt? Wie kann ich es gut wickeln? Keine Angst, Babys wollen gehalten werden und wer respektvoll und aufmerksam mit seinem Baby umgeht, wird alles richtig machen.
Nach der Geburt wird den Eltern häufig schon im Kreißsaal gezeigt, wie ein Baby gewickelt wird und meist ist genügend Zeit, um sich von einer Fachperson auf der Wochenstation auf die Finger schauen und sich bei den ersten Malen helfen zu lassen. Gesetzliche Krankenkassen bezahlen die Wochenbettbesuche von Hebammen, die zu den Wöchnerinnen nach Hause gehen. Leider haben wir, wie in vielen Berufsbereichen, einen akuten Hebammenmangel, daher empfiehlt es sich schon in der frühen Schwangerschaft für Hebammenbegleitung in der Schwangerschaft und für das Wochenbett zu sorgen. Die Wochenbettbetreuung von Hebammen umfasst die Beurteilung der körperlichen Rückbildungsvorgänge, sowie eventuelle Geburtsverletzungen, aber auch Beratung und Beobachtung beim Stillen und der Versorgung des Säuglings. Bis zum zehnten Tag nach der Geburt haben Sie Anspruch auf mindestens einen täglichen Besuch durch die Hebamme. Bis Ihr Kind zwölf Wochen alt ist, können Sie darüber hinaus 16-mal die Hebamme um Rat und Hilfe bitten. Bei Stillschwierigkeiten oder Ernährungsproblemen können Sie anschließend noch achtmal Kontakt zu Ihrer Hebamme aufnehmen. Weitere Besuche sind auf Verordnung eines Arztes möglich.
Der Wickelplatz
Es ist sinnvoll, einen kleinen Platz zum Wickeln herzurichten. Häufig werden die Wickelplätze im Badezimmer eingerichtet, da es dort einfach ist, an gut temperiertes Wasser zu kommen. Es ist genauso gut möglich diesen Platz an einem anderen Ort aufzubauen. Dann sollte man, bevor man mit dem Wickeln anfängt, eine Schüssel mit lauwarmem Wasser vorbereiten und möglichst nahe der Wickelunterlage platzieren. Da Säuglinge schnell auskühlen, ist es sinnvoll, eine Wärmequelle über den Wickelplatz zu hängen. Es empfiehlt sich, eine abwaschbare Unterlage auszulegen, darauf ein Handtuch zu legen und die benötigten Dinge in Reichweite zu haben. Es werden Windeln in ausreichender Menge und Größe benötigt. Da Neugeborene sehr schnell wachsen, sollte man allerdings auch nicht zu viel auf Vorrat kaufen, da rasch eine größere Windel benötigt wird. Zum Säubern reicht in der Regel lauwarmes Wasser und Waschlappen in ausreichender Menge. Man kann auch mit Öl (süßes Mandelöl, Olivenöl, usw.) arbeiten. Wichtig ist, dass man sanft und zart mit der Haut des Neugeborenen umgeht und lieber tupft statt reibt. Und im Anschluss alles vorsichtig trocknet. Aus hygienischen Gründen ist es wichtig darauf zu achten, immer mit frischen Materialien zu arbeiten und von oben nach unten zu säubern. Lieber einen Waschlappen mehr brauchen, als einen zu wenig. Man will ja keine Keime verbreiten.
Bei der Benutzung von Feuchttüchern, Wattepads oder anderen Materialien gilt das Gleiche. Am besten dreht man das Kind von einer auf die andere Seite, um so schonend, wie möglich mit ihm umzugehen.
Zuerst wird die Leistengegend gesäubert, dann bei Mädchen die Schamlippen und wenn sich Stuhlgang zwischen diesen abgesetzt hat, werden die Labien zart gespreizt und es wird vorsichtig getupft. Meist sieht man dann einen weißlichen Schleim, der dort hingehört, und man macht mit dem Säubern des Anus weiter. Bei Jungen beginnt man ebenfalls in der Leistengegend, reinigt dann vorsichtig den Penis und die Furche zwischen Penis und Hoden. Danach nimmt man die Hoden vorsichtig nach oben und säubert den Bereich der Hoden, sowie den Damm und Anus. Auf keinen Fall wird die Vorhaut vorgeschoben oder bewegt. Am besten lässt man das die Jungen beim Baden selber machen, wenn sie vom Alter her dazu in der Lage sind. Sie spüren selbst, wie weit sie gehen können oder auch nicht, da sie bei Schmerzen sofort aufhören. Um nicht in hohem Bogen vom Urinstrahl des Kindes getroffen zu werden, der häufig unvermittelt abgeht, legt man ein kleines Stofftuch oder ein Einmaltuch auf den Geschlechtsbereich und ist so gut geschützt. Zum Schluss legt man das Kind erneut auf die Seite, der Rücken wird inspiziert und wenn es nötig ist, wird auch dort gesäubert. Jetzt legt man die aufgeklappte Windel unter das Kind, dreht es wieder auf den Rücken und legt die frische Windel um das Kind und klebt die dafür vorgesehenen Streifen auf den richtigen Platz. Ist der Nabel noch nicht abgefallen und/oder abgeheilt, sollte man so wickeln, dass dieser Bereich trocken bleibt. Die Windel sollte daraufhin kontrolliert werden, ob sie an allen Stellen richtig sitzt und nicht zu fest oder zu locker um den kindlichen Körper gebunden ist. Bekommt man zwei Finger zwischen die Haut des Babys und die Windel, hat man alles richtig gemacht.
Häufiges Wechseln der Windeln
Solange keine Irritationen auf Babys Haut zu sehen sind, wie Rötungen, Abschilferungen der Haut, weiße Stippen oder Beläge, ist es nicht notwendig mit Cremes und/oder Salben zu arbeiten. Man sollte sich die Inhaltsstoffe der Produkte sehr genau ansehen und einfach auch mal daran riechen, ob einem der Duft zusagt. Statt Cremes hilft es häufig schon, wenn eine gewisse Zeit Luft an den Baby-Po kommt. Stillende Mütter sollten im ersten Jahr auf Zitrusfrüchte verzichten, da viele Kinder durch den mütterlichen Genuss der Früchte einen wunden Po entwickeln können. Wie bei so vielem ist hier die Erfahrungsbandbreite sehr unterschiedlich.
Die Windeln sollten häufig genug gewechselt werden, damit der Baby-Po nicht lange einem feucht-warmen Klima ausgesetzt ist, in dem sich gerne Pilzinfektionen breit machen. Bei Stuhlgang sollte die Windel sofort gewechselt werden. Es gibt keine starre Regel nach der gewickelt werden soll. Ein grober Richtwert ist zu Beginn alle zwei Stunden, was 12-mal am Tag wäre und später so in etwa sechs Mal oder auch etwas weniger. Kinder sind sehr unterschiedlich. Bei genauer Beobachtung kann man aber schnell feststellen, dass es ihnen am angenehmsten ist, wenn sie eine trockene, saubere Windel tragen. Hier hilft es, sich die Frage zu stellen, wie hätte ich es denn selber gerne, wenn ich ein Baby wäre. Die Bedürfnisse ändern sich auch mit dem Wachsen der Kleinen. Zu Beginn entscheiden allein die Eltern. Später kann es sehr gut sein, dass die Kinder von alleine zum Wickeln kommen oder sich auch weigern. Viele Kinder sind irgendwann im zweiten oderdritten Jahr gut in der Lage, sich von ihren Windeln zu befreien, aber das ist ein anderes Thema.
Im Laufe der Zeit stellen sich die Eltern und das Kind aufeinander ein und lernen, wann es sinnvoll ist, zu wickeln. Manche Kinder entleeren ihre Blase während oder direkt im Anschluss ans Stillen oder das Verabreichen von Flaschennahrung, manche Kinder brauchen etwas länger. Es ist immer sinnvoll, mit wachem Verstand das eigene Kind zu beobachten und entsprechend zu handeln. So ist es auch nicht nötig, das Kind in der Nacht zum Wickeln zu wecken. Ist allerdings ein stinkender Haufen in der Windel, sollte man von diesem Verhalten abweichen und selbstverständlich für einen frischen Po und eine frische Windel sorgen. Es gibt gestillte Kinder, die nur einmal in der Woche Stuhlgang haben, andere mehrmals am Tag. Das sind keine Besonderheiten, sondern normale Toleranzen.
Die größte Unfallhäufigkeit im ersten Lebensjahr ist leider nach wie vor das Fallen vom Wickeltisch. Dabei können sich die Säuglinge schwerste Verletzungen zuziehen. Daher heißt hier das oberste Gebot: „Ein Baby darf niemals allein auf dem Wickeltisch gelassen werden!“ Selbst wenn man danebensteht, sollte immer eine Hand am Kind sein. Je älter die Kinder werden, umso beweglicher und neugieriger werden sie und umso schneller ist ein Sturz geschehen. Man darf auch die ganz Kleinen auf keinen Fall unterschätzen. Sie können von jetzt auf gleich sehr quirlig werden, obwohl sie gerade noch schliefen und man den Eindruck hatte, sie können ja noch nichts. Leider musste ich immer wieder erleben, dass Eltern ihr Kind allein auf dem Wickeltisch ließen und die Kinder verunfallten. Schrecklich für alle Beteiligten. Ein guter Rat ist es, das Kind in ein Handtuch ein zu packen und mitzunehmen, um das noch fehlende Benötigte zu holen. Oder kurz im Bettchen abzulegen und es warm bedecken. Im Zweifelsfall ist es immer eine gute Idee, auf den sauberen, mit einer weichen, warmen Unterlage bekleideten, Fußboden auszuweichen.
Unsere Autorin:
Irina Sprengel
M.A. Supervision
B.A. Management im Gesundheitswesen Hebamme
Hafnergasse 13
79379 Müllheim
Tel: +49 171 2795964
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