Pubertät als Durchgangsstadium zur eigenen Identität. Die ständigen und plötzlichen Veränderungen sind das einzige Beständige in dieser Zeit. Für Heranwachsende eine anstrengende Lebensphase – für Eltern und andere Bezugspersonen oft auch.
Der Begriff Pubertät umschreibt die körperliche Entwicklung sowie die seelischen und verhaltensmäßigen Begleiterscheinungen eines jungen Menschen. Eingeteilt werden kann die körperliche Entwicklung der Pubertät in drei grobe Phasen: beginnende Pubertät (10-12 Jahre), „mittendrin“ (13-15 Jahre) und integrierende Ausreifung zur erwachsenen Person (16-18 Jahre).
Unterschiedlicher Reifungsprozess
Der Reifungsprozess der Pubertät verläuft bei Jugendlichen unterschiedlich. Zur körperlichen Reife gehört die hormonelle Produktion. Beim männlichen Geschlecht wird das Geschlechtshormon Testosteron gebildet, das wichtig für die Ausgestaltung der männlichen Körperform und Geschlechtsmerkmale ist. Die weibliche Geschlechtshormone Östrogen und Gestagene sind an der Ausgestaltung der weiblichen Körperformen und Geschlechtsmerkmale beteiligt. Die weiblichen und männlichen Sexualhormone, die noch in der Entwicklung sind, wirken sich auf das Gehirn aus. Dies wiederum kann zu einer ambivalenten Stimmungslage bei den Jugendlichen führen. Neben den körperlichen Veränderungen entwickelt sich auch die Persönlichkeit weiter.
Auf dem Weg zur Eigenständigkeit
Auf dem Weg, ein autonomer Erwachsener zu werden, lernen Heranwachsende sich selbst neu kennen, machen neue Erfahrungen. Das Zusammensein mit anderen Jugendlichen wird zu einem wichtigen Lebensinhalt. Täglich kommen neue Erlebnisse und Ausrichtungen für den Pubertierenden hinzu, allerdings ist die stabile Lebens- und Orientierungsbasis noch in der Entwicklung. Weil die Heranwachsenden die Impulse und Anforderungen ihrer Umwelt verarbeiten, um ihnen gerecht werden zu können, reagieren viele Jugendliche mit Rebellion und Provokation. An einem Tag sind sie gegen alles und am anderen suchen sie die Nähe der Eltern. Dieses wechselseitige Gefühlsbad ist für die Pubertierenden anstrengend und benötigt viel Aufmerksamkeit. Das Zusammenspiel der körperlichen, geistigen sowie sozialen Reifung, das Umfeld und der Persönlichkeit beeinflussen das Verhalten der Jugendlichen.
ie kann in dieser Phase die notwendige Orientierung gegeben werden? Jugendliche brauchen den richtigen Spielraum für die Entfaltung ihrer Identität. Es geht darum den Kindern klarzumachen, dass sie selbst für ihr Leben und ihr Verhalten verantwortlich sind; was nicht heißt, dass sie die Verantwortung auch immer übernehmen können. Deshalb ist es für Eltern ein ständiges Abwägen zwischen Überforderung und Bevormundung. Das Zusammensein basiert in dieser Zeit immer auf der Spannung von Loslassen und Haltgeben, von Distanz und Nähe, von Ablösung und Begleitung.
Grundlagen von Anfang an legen
Jugendliche, die schon von Anfang an als Kind dazu erzogen worden sind, nach und nach mehr Verantwortung für sich und das gemeinsame Leben in der Familie zu übernehmen, können besser mit neuen Herausforderungen umgehen. Probleme selbst zu lösen, gehört zum Erwachsenwerden dazu.
In Kontakt bleiben
Eine wichtige Grundvoraussetzung für Achtung und Respekt im Gespräch ist die Fähigkeit, zuhören zu können ohne vorschnell zu unterbrechen. Zum Zuhören gehört auch Nachfragen – aber kein penetrantes Ausfragen. Und wenn dann doch die Gefühle bei allen Beteiligten durchgehen und es laut wird? Im Zorn lassen sich keine Konflikte lösen. Dann ist es sinnvoller, sich für eine Zeit zurückzuziehen, um später wieder gemeinsam mit dem Jugendlichen nach Wegen der Verständigung zu suchen. Pubertierende wollen auch dann als Person angenommen werden, wenn sie Grenzen überschritten haben. Kritik an ihren Handlungen können sie aushalten und annehmen, wenn die persönliche Würde respektiert wird und unangetastet bleibt.
Und wenn man alles richtig macht und das Zusammenleben trotzdem nicht einfach ist?
Es gibt keine Garantie für ein gelingendes Leben und keine Garantie für das richtige pädagogische Handeln, das eine gelungene Entwicklung nach sich zieht. Dennoch sollte man sich nicht beirren lassen und den Jugendlichen Verständnis und Unterstützung anbieten. Es gibt keine Entwicklung ohne Risiko, ohne Um- und Irrwege. Manchmal ist es hilfreich, sich mit anderen Eltern auszutauschen und sich gegenseitig den Rücken zu stärken. Wenn Sie aber das Gefühl haben, dass Ihnen die Situation aus dem Ruder läuft oder Sie sich ernsthaft Sorgen um die Gesundheit Ihres Kindes machen, scheuen Sie sich nicht, professionelle Hilfe zu suchen
Literatur
Inghard Langer & Stefan Langer, Jugendliche begleiten und beraten, 2011, Ernst Reinhardt Verlag München
Remo H. Largo & Monika Czernin, Jugendjahre. Kinder durch die Pubertät begleiten, 2017, Piper
Jan-Uwe Rogge, Pubertät. Loslassen und Haltgeben, 2010, Rowohlt Verlag
Autorinnen
Luisa Sommerfeld – Grundschullehramtsstudentin B.A. und Tochter
Bettina Sommerfeld – Coach, Mediatorin und Mutter
Nach gut überstandener Pubertätszeit!
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