Unterwasserrugby bietet eine faszinierende Kombination aus Schwimmen, Tauchen sowie Ballspiel und hat sich weltweit eine begeisterte Anhängerschaft erarbeitet – auch in Freiburg.
Viele haben vermutlich schon einmal von Rugby gehört. Aber auch von Unterwasserrugby? Dieser Sport entstand in den 1960er Jahren in Deutschland, als Taucher begannen, eine Form des Rugbys unter Wasser zu spielen. Die neue Sportart bot eine einzigartige Kombination aus körperlicher Anstrengung, Atemkontrolle und räumlichem Bewusstsein. Der erste offizielle Unterwasserrugby-Club wurde 1963 in Köln gegründet, und in den folgenden Jahren breitete sich der Sport in Europa und darüber hinaus aus. Besonders in skandinavischen Ländern wie Norwegen und Schweden fand Unterwasserrugby großen Anklang, aber auch in Ländern außerhalb Europas, wie Kolumbien und den USA, entwickelten sich aktive Gemeinschaften. In den 1970er Jahren wurden die ersten offiziellen Regeln festgelegt, und seitdem haben zahlreiche nationale und internationale Wettbewerbe, einschließlich Weltmeisterschaften, stattgefunden.
Mit Maske und Schnorchel
Beim Unterwasserrugby ist eine klare Sicht unter Wasser entscheidend. Daher ist eine Tauchmaske unerlässlich. Der Schnorchel unterstützt die Spieler dabei, an der Oberfläche zu atmen, was angesichts der hohen Ausdaueranforderungen des Spiels besonders wichtig ist. Flossen sind ein weiteres wichtiges Element der Ausrüstung, da sie für schnelle Bewegungen und Wendigkeit unter Wasser unerlässlich sind. Sie ermöglichen es den Spielern, sich mit hoher Geschwindigkeit zu bewegen und schnell zu reagieren, was sowohl für Angriffs- als auch für Verteidigungsstrategien entscheidend ist. Zur Ausrüstung gehört ebenfalls eine Kappe mit Ohrschützern, wie bei den Wasserballern, um das Ohr und Trommelfell vor Verletzungen durch Körperkontakt oder Wasserdruck zu schützen. Ein zentrales Element des Spiels ist zudem der Gummiball, welcher mit einer gesättigten Salzwasserlösung gefüllt ist. Dadurch hat er eine höhere Dichte als Wasser, was ein gezieltes Passen bis zu zwei Metern erlaubt. Seine Größe und sein Gewicht sind so angepasst, dass sie ein kontrolliertes Spiel ermöglichen.
Unterwasserspielregeln
Die Spielregeln im Unterwasserrugby sind speziell darauf ausgerichtet, ein faires, dynamisches und sicheres Spiel in einer Unterwasserumgebung zu ermöglichen. Ein grundlegendes Element des Spiels ist das Spielfeld: Es wird in einem tiefen Schwimmbecken ausgetragen, wobei die ideale Tiefe zwischen 3,5 und 5 Metern liegt. Diese Tiefe ermöglicht es den Spielern, in einem vollständig dreidimensionalen Raum zu agieren, was das Spiel einzigartig und herausfordernd macht. Jedes Team besteht aus sechs Spielern im Wasser und bis zu sechs Auswechselspielern, die während des Spiels rotieren. Das Ziel des Spiels ist es, den Ball in den gegnerischen Korb am Boden des Beckens zu platzieren. Diese Eisenkörbe sind an den gegenüberliegenden Enden des Beckens positioniert.
Die Spielzeit besteht aus zwei Halbzeiten, deren Dauer je nach Liga und Turniervorschriften variiert, aber oft zwischen 10 und 15 Minuten pro Halbzeit liegt. Zwischen den Halbzeiten gibt es eine kurze Pause, die den Teams die Gelegenheit gibt, ihre Strategie anzupassen und sich zu erholen. Defensive Attacken sind nur gegen den Ballführenden erlaubt. Grobes Spiel, wie Schlagen, Treten oder Würgen, ist verboten. Ebenso sind gefährliche Aktionen wie das Ziehen an der Maske oder den Flossen untersagt. Hierbei spielen die Schiedsrichter eine wichtige Rolle, da sie das Spiel sowohl über als auch unter Wasser überwachen. Sie achten auf Regelverstöße und sorgen dafür, dass das Spiel flüssig und fair bleibt.
Taktik in der Tiefe
Im Unterwasserrugby sind die Spieltaktiken vielseitig und erfordern von den Spielern ein hohes Maß an Teamarbeit, strategischem Denken und räumlichem Bewusstsein. „Unterwasserrugby hat so viele verschiedene Aspekte. Es gibt immer wieder neue Facetten zu entdecken und es bleibt spannend“, sagt Willi Keefer vom Freiburger Unterwasserrugby-Team, der seit knapp 11 Jahren diese Sportart mit Leidenschaft spielt. Die einzigartige Unterwasserumgebung des Spiels stellt besondere Anforderungen an die Taktiken, die die physischen und mentalen Fähigkeiten der Spieler herausfordern.
Im Angriff versuchen die Teams, den Ball in den gegnerischen Korb zu platzieren, was schnelle und koordinierte Bewegungen sowie präzise Ballübergaben erfordert. Die Spieler nutzen häufig eine Kombination aus schnellen Vorstößen und geschickten Manövern, um die Verteidigung des Gegners zu durchbrechen. Das Timing ist entscheidend, da die Spieler ihren Angriff so timen müssen, dass sie genügend Atemluft haben, um am Boden des Beckens agieren zu können. Die Kontrolle über den Ballbesitz zu behalten und gleichzeitig auf Gegenangriffe des Gegners vorbereitet zu sein, ist ein Schlüsselelement eines erfolgreichen Angriffs.
In der Verteidigung konzentrieren sich die Teams darauf, den Zugang zu ihrem Korb zu schützen und den Ball zurückzugewinnen. Dies erfordert oft eine starke physische Präsenz am Boden des Beckens und eine gute Koordination unter den Teammitgliedern, um potenzielle Angriffe abzuwehren. Die Fähigkeit, schnell zu reagieren und gegnerische Spielzüge zu antizipieren, ist ebenso wichtig wie die effektive Kommunikation unter den Spielern, um eine lückenlose Deckung und Unterstützung zu gewährleisten.
Im Unterwasserrugby gibt es drei Positionen, den Torwart, den Verteidiger und den Stürmer, wobei jede Position doppelt besetzt ist, damit man sich unter Wasser abwechseln kann. Der Torwart legt sich mit dem Rücken auf den Korb und paddelt mit den nach oben gerichteten Beinen, um sich auf den Korb zu drücken. Der Verteidiger ist für den Raum unter dem Torwart zuständig und schützt diesen vor Torangriffen von unten. Die Stürmer stören den Spielaufbau der gegnerischen Mannschaft. „Jeder Körpertyp hat seine Vorteile. Die mit Masse können für andere Aufgaben und Strategien eingesetzt werden als die Leichteren, die schneller und wendiger sind“, erklärt Willi. Übrigens sind die Teams bis auf die Nationalmannschaft in der Regel immer gemischt. „Das reicht bei uns vom 18-jährigen bis zur 64-jährigen“, ergänzt der Freiburger Unterwasserrugby-Spieler.
Ein einzigartiger Aspekt des Unterwasserrugbys ist die Notwendigkeit, die Atemtechnik und Ausdauer zu beherrschen. Spieler müssen lernen, ihre Atemzüge effektiv zu nutzen, um ihre Zeit unter Wasser zu maximieren. Dies erfordert nicht nur körperliche Fitness, sondern auch mentale Disziplin und die Fähigkeit, unter Druck ruhig zu bleiben. Der Erfolg hängt stark von der Teamarbeit und der Fähigkeit zur Zusammenarbeit ab. Teams, die effektiv kommunizieren und koordinieren, haben oft einen Vorteil im Spiel. Die Aktionen dauern rund 7 bis 15 Sekunden. Zwischendurch gibt es eine kurze Atempause an der Wasseroberfläche und danach geht sofort wieder runter. „Das ist ziemlich anstrengend“, erläutert Willi. „Da die Luft schnell knapp wird, muss man sich auf seine Teamspieler verlassen können.“
Der Reiz des Spiels
Der Reiz des Unterwasserrugbys liegt in seiner einzigartigen Kombination aus Wasserumgebung, körperlicher Herausforderung und Teamdynamik, die ihn von anderen Sportarten abhebt. Die Schwerelosigkeit unter Wasser bietet den Spielern eine Bewegungs- und Spielebene, die sowohl faszinierend als auch herausfordernd ist. Dieses dreidimensionale Spielfeld erfordert von den Spielern, sich nicht nur horizontal und vertikal zu bewegen, sondern auch die Tiefe des Beckens strategisch zu nutzen.
Die Spieler genießen die Herausforderung, unter Wasser zu navigieren, effektiv zu kommunizieren und komplexe Strategien umzusetzen, während sie gleichzeitig ihre Atemtechnik beherrschen. Der Sport fördert sowohl den Teamgeist als auch die individuelle körperliche Fitness. Zusätzlich zum körperlichen Aspekt bietet Unterwasserrugby eine starke mentale Komponente. Spieler müssen unter Wasser ruhig und fokussiert bleiben, auch in stressigen oder physisch anspruchsvollen Situationen. Diese Kombination aus mentaler und physischer Herausforderung macht den Sport besonders attraktiv für diejenigen, die nach einer Aktivität suchen, die sowohl den Körper als auch den Geist fordert.
Ein weiterer Aspekt, der zum Reiz des Unterwasserrugbys beiträgt, ist der starke Gemeinschaftssinn unter den Spielern. „Neben der Vielfältigkeit des Sports, also dem Anspruch an Kondition, Technik und die Teamarbeit gefällt mir vor allem das Soziale“, sagt Willi. „Dadurch, dass Unterwasserrugby ein Nischensport ist, fühlt man sich eng mit den anderen Menschen verbunden, die diesen Sport ausüben.“ Auf die Frage nach seinen persönlichen Highlights nennt Willi neben den Teilnahmen an den deutschen Meisterschaften außerdem den jährlichen Läckerli-Cup in Basel: „Das ist einer meiner Lieblingsorte. Die Welt außerhalb vom Freibad verschwimmt einfach. Es gibt nur das Becken und die Rugbywelt.“
Willi Keefer vom Freiburger Unterwasserrugby-Team.
- Tauchclub Freiburg e.V.
Schlettstadter Str. 43
79110 Freiburg
Tel. 0761 – 800060
Website: www.tauchclub-freiburg.de
E-Mail: ausbildung@tauchclub-freiburg.de
Das Freiburger Unterwasserrugby-Team trainiert dienstags im Westbad und freitags im Haslachbad in Freiburg. Ein Probetraining ist jederzeit möglich. Wer dauerhaft dabeibleiben möchte, sollte zwei Anforderungen erfüllen: sich im Wasser wohl fühlen und keine Scheu vor Körperkontakt haben.
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