Was esse ich da eigentlich? Die Inhaltsangaben auf Lebensmittelpackungen beantworten diese Frage nur unzureichend. Abhilfe schafft die Yuka-App, die die Inhaltsstoffe von Lebensmitteln und Kosmetika analysiert und bewertet.
Der Schinkenaufschnitt wandert umgehend wieder zurück in das Supermarktregal. Ich bin überrascht. Immerhin handelt es sich bei dem Aufschnitt um das Produkt eines bekannten Herstellers. Er enthält laut Packungsangabe wenig Fett und wenige Kalorien. Das klingt zunächst einmal positiv. Aber die Yuka-App auf meinem Handy verrät mir darüber hinaus noch mehr. Der Aufschnitt ist zu salzig und enthält bedenkliche Zusatzstoffe.
Auf der Packungsangabe ist zwar der Konservierungsstoff Natriumnitrit angegeben. Ich habe allerdings nicht gewusst, dass dieser von der Internationalen Agentur für Krebsforschung als „wahrscheinlich karzinogen“ eingestuft wird. Zudem enthält der Aufschnitt Triphosphate. Ein Phosphorüberschuss erhöht laut der Yuka-App unter anderem das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Ich scanne mit meiner App weitere Wurstwaren. Fast alle enthalten Natriumnitrit.
Französische Lebensmittel-Detektive
Die Idee für die Yuka-App stammt von den drei Franzosen François Martin, Julie Chapon und Benoit Martin. Sie wollten wissen, was die Lebensmittel enthalten, die sie im Supermarkt kaufen. Den Etiketten auf den Verpackungen kann man zwar die Inhaltsstoffe entnehmen. Doch was sich dahinter verbirgt, ist als Laie kaum zu verstehen. Daraus entstand die Motivation eine App zu entwickeln, die als Orientierungshilfe beim Einkaufen dient. 2018 kam Yuka in Frankreich auf den Markt und wurde zu einem riesigen Erfolg. Es folgte die Veröffentlichung in weiteren Ländern – seit kurzem auch in Deutschland.
Die Verwendung von Yuka ist denkbar einfach. Man scannt im Supermarkt mit dem Smartphone den Strichcode eines Produkts. Darauf erscheint ein Bild des Produkts auf dem Smartphone-Bildschirm sowie eine Bewertung zwischen 0 bis 100. Zur besseren Einordnung erfolgt außerdem eine Einstufung in mehrere Farben. Dunkelgrün für „Ausgezeichnet“, Grün für „Gut“, Orange für „Mittelmäßig“ und Rot für „Schlecht“. Der von mir eingescannte Schinkenaufschnitt erhält ein rotes „Schlecht“ und 9 von 100 möglichen Punkten. Neben der Gesamtbenotung bewertet Yuka die Einzelkategorien Kalorien, Eiweiß, Ballaststoffe, Obst und Gemüse, Gesättigte Fettsäuren, Salz, Zucker sowie Zusatzstoffe in den Farben Rot bis Grün. Praktisch: Yuka empfiehlt mir bei mittelmäßig und schlecht bewerteten Produkten vergleichbare Alternativen. So finde ich die beste Margarine, das beste Olivenöl, den besten Lachs, den besten Reis oder eben den besten Schinkenaufschnitt für meine Bedürfnisse.
Neben Lebensmitteln bewertet Yuka auch Kosmetik- und Hygieneprodukte. Dies geschieht ganz ähnlich, in dem die Inhaltsstoffe einer Risikogruppe (kein, geringes, mäßiges und hohes Risiko) zugeordnet werden und eine Farbbewertung von Grün bis Rot erhalten. Beim Scannen von Haargels, Shampoos, Cremes und Co. erlebe ich so manche Ernüchterung – auch bei Produkten von namhaften Herstellern. Sowohl bei Lebensmitteln als auch bei Kosmetika erklärt Yuka die Risiken bedenklicher Zusatzstoffe und verweist auf die entsprechenden wissenschaftlichen Quellen.
Transparente Bewertung
Die Bewertung erfolgt durch einen Algorithmus, der seine Daten aus mehreren, überwiegend offiziellen Datenbanken bezieht. Dabei fließen als Kriterien die ernährungsphysiologische Qualität (60 Prozent), Zusatzstoffe (30 Prozent) und die biologische Dimension beziehungsweise eine ökologische Herstellung (10 Prozent) mit ein. Rund 1,5 Millionen Lebensmittelprodukte hat Yuka analysiert. Hinzu kommen 500.000 Kosmetik- und Hygieneprodukte.
Yuka ist nach eigenen Angaben zu 100 Prozent unabhängig. Die Einnahmen des Unternehmens stammen überwiegend aus der Premium-Version. Mit der Bezahl-Variante können Nutzer Produkte auch ohne Internetzugang scannen, ein Produkt vor dem Supermarktbesuch manuell eingeben und ohne Scanner finden, persönliche Präferenzen (beispielsweise glutenfrei) festlegen und auf eine unbegrenzte Produkt-Historie zurückgreifen. Weitere Einnahmequellen sind ein saisonaler Obst- und Gemüsekalender sowie der Verkauf eines Ernährungsratgebers.
Fazit: Yuka ist eine praktische Orientierungshilfe beim Einkauf und bei der Zusammenstellung des Speiseplans
Yuka gibt es hier: https://yuka.io/de/
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