Fast am Ende des Münstertals, im Ortsteil Spielweg gelegen, findet man eines der bedeutetsten und weltweit größten Museen seiner Art. Das Bienenkunde-museum ist ein wichtiger Ort, um die Zusammenhänge der Natur zu verstehen und zu begreifen.
Schon im Altertum bei den Ägyptern, Römern und Griechen befasste man sich mit dem Wesen der Biene und der Besonderheit der Honigbiene, die den Menschen – lange bevor es Zucker gab, mit ihrem Produkt den ersten Süßstoff schenkte.
Wenn man mit Silvia Pfefferle, der Schwiegertochter des Initiator und Gründungsvater Imkermeister Karl Pfefferle, durch das Museum geführt wird und ihren kurzweiligen Anekdoten folgt, kann man fast die Zeit vergessen. In jedem Raum steckt so viel an Information, an Bildern, Ausstellungstücken und eben den Geschichten, die es zu quasi jedem Exponat zu erzählen gibt. Auf einer Fläche von über 800 m² gibt es mehr als 1.500 Ausstellungsstücke zu bestaunen.
Es zollt höchste Anerkennung, dass dieses besondere Museum vom örtlichen Imkerverein im Ehrenamt gegründet, aufgebaut, stets weiterentwickelt sowie gehegt und gepflegt wird. Die Gemeinde stellt das alte Rathaus kostenfrei zur Verfügung, die Energiekosten muss der Verein jedoch selbst tragen. Auch aus öffentlichen Töpfen kommt selten etwas im Münstertal an. Doch mit ihrer Leidenschaft und Liebe zum Thema Bienenkunde und Imkerei schaffen es die sieben beteiligen Familien des Vereins, das Museum seit nunmehr 46 Jahren aufrechtzuerhalten.
Der Rundgang durchs Museum beginnt in Raum 1 mit dem Thema „Der Mensch und die Biene von der Urzeit bis Mitte des 19. Jahrhundert“. Vor rund 100 Millionen Jahren soll sich die Honigbiene entwickelt haben und schon der Urmensch hat den Honig der Biene früh für sich entdeckt. Zu sehen gibt es unterschiedliche vom Menschen gebaute Hohlräume, um die Bienenvölker am gewünschten Ort vorzufinden. Die sogenannten Klotzbeuten aus Holz oder die weitverbreitenden Strohkörbe.
Im Raum 2 geht es um die große Umwälzung der Imkerei von der Mitte des 19. Jahrhunderts bis in die Gegenwart. So um die Mitte des vorvergangenen Jahrhunderts gab es etliche Erfinder, Forscher und Gelehrte, die mit Ihren Erfindungen und Ideen das Gesicht der modernen Imkerei bis heute prägen. Ob der Bienenkasten aus Holz, die Wabenrahmen zum praktischen herausnehmen oder die Honigschleuder haben das Imkern wesentlich optimiert und vorangetrieben. Im selben Raum ist der Münstertäler Heimatkunde ein kleiner Bereich vorbehalten. Denn die Imkerei war und ist auch immer Teil einer Kulturlandschaft, mit ihren Bauernhöfen, Waldbewirtschaftung, Bergbau und eben dem Halten von Bienenvölkern auf fast allen Höfen im Tal.
Wissenschaftlicher wird es dann in Raum 3, wo die Biologie der Biene und die Betriebsweise des Imkers erzählt wird. Eine Zeitreise erlebt man auch in Raum 4. Hier ist ein Raritätenkabinett aus der Antike und dem Mittelmeerraum anzutreffen.
Raum 5 wiederum ist einem der wichtigen Pioniere der Imkerei, Wilhelm Wankler aus Sulzburg gewidmet. Er gilt als der Vater der modernen Königinnenzucht. Neben ihm werden weitere wichtige Menschen und ihre Arbeit vorgestellt. Dem Gründer und langjährigen Leiter des Museums, Imkermeister Karl Pfefferle, der 2009 verstarb, ist zum Beispiel eine große Vitrine gewidmet. Pfefferle hat auch für die Fachwelt ein sehr bedeutendes Buch geschrieben: „Imkern mit dem Magazin“.
Die moderne Königinnenzucht ist Thema in Raum 6. Unter anderem werden dort sensationelle Fotos von „Hochzeitsflügen“ der Königin gezeigt. Die Königinnenzucht und -vermehrung nimmt heutzutage in der modernen Imkerei den höchsten Stellenwert ein.
Weiter geht es in Raum 7 mit der Ausstellung vieler älterer Kastentypen. Seit der Einführung der beweglichen Wabe in der Mitte des 19. Jahrhunderts hat sich eine unglaubliche Vielzahl an Kastentypen und Rähmchenmaßen entwickelt.
Im Raum 8 erwartet den Besucher dann das wertvollste Produkt der Biene: der Honig. Je nach Standort und Jahreszeit können Bienen unterschiedliche Honigsorten eintragen. Honig hat auch einen medizinischen Wert. Neben der wohltuenden Wirkung und Stärkung kranker und genesender Menschen, gehen die Anwendungsgebiete bis hin zur Unterstützung der Wundheilung auf ärztliche Anordnung.
Neben dem Honig liefert die Biene noch weitere Produkte. Dies wird in Raum 9 veranschaulicht. Der Blütenstaub (Pollen) ist die eiweißreichste Nahrung, die in der pflanzlichen Natur vorkommt. Propolis ist das Kittharz der Bienen, dass sie an den Knospen von Bäumen sammeln und mit dem sie den gesamten Stock auskleiden. Seine antibiotischen Stoffe schützen das gesamte Bienenvolk vor Krankheiten. Der Königinnenfuttersaft, das Gelee Royale, enthält Vitalstoffe, die bei der Aufzucht der Königin eine lebensverlängernde Wirkung zeigen. Und schließlich gibt es noch das Bienengift, welches man über eine besondere Vorrichtung den Bienen abnehmen kann, ohne dass diese dabei sterben. Das Bienengift kann bei rheumatischen Erkrankungen und Sportverletzungen Anwendung finden. Nicht vergessen dürfen wir das Bienenwachs, welches für Schnitzereien und als Kerzen verwendet wird. Früher konnten damit Kirchen, Klöster und Burgen erhellt werden. Bienenwachs war somit im Mittelalter unentbehrlich.
Sehr anschaulich wird in Raum 10 das Imkerjahr mit Wandtafeln erklärt und im Videoraum wird den Besuchern ein ständig wechselndes Programm geboten. Im Raum A wird die Arbeitsteilung in einem Bienenvolk beschrieben und im Freigelände gibt es noch einige Exponate, wie ein alter Wanderwagen für Pferdebespannung, ein „Schwarzwälder Stand“ mit alten alemannischen Körben oder das Fach eines „Bienenzaunes“ aus der Lüneburger Heide zu sehen.
Während die Imkerei immer mehr Anhänger findet und sich so mancher Bienenstock inzwischen auch auf Hochhausdächern in der Großstadt findet, nehmen auch die Gefahren für die Bienenvölker zu. Sie haben immer wieder mit diversen Krankheiten (Pilze und Viren) zu kämpfen und neuerdings auch mit der asiatischen Hornisse, die als sehr aggressiv gilt und daher auch offiziell – im Gegensatz zu den heimischen Arten – bekämpft werden darf und eine Entfernung der Nester erlaubt beziehungsweise sogar gewünscht ist.
Bienen wurde früher auch als Waffe gegen feindliche Truppen eingesetzt. War eine Stadt belagert, so wurden von der Stadtmauer Bienenkörbe auf die Angreifer geworfen. Dazu gibt es noch eine schöne Anekdote: Der Stadt Andernach drohte im 15. Jahrhundert ein Angriff. Am besagten Morgen gingen zwei Andernacher Bäckerlehrlinge die Stadtmauer entlang und naschten aus den dort hängenden Bienennestern. Als sie die Angreifer sahen, warfen sie die Nester nach ihnen, so dass die Angreifer – von den Bienen gestochen – flüchten mussten. Zur Feier wurde ein besonderer Kuchen gebacken – der Bienenstich.
Neben einem Besuch im Bienenkundemuseum bietet das Münstertal weitere Möglichkeiten der Freizeitbeschäftigung, wie zum Beispiel da Besuchsbergwerk Teufelsgrund oder das Kloster St. Trudpert an. Und für den kulinarischen Genuss gibt es im ganzen Tal etliche gute Gasthäuser mit feiner regionaler Küche.
Das Museum ist geöffnet am:
Mittwoch, Samstag, Sonntag
und an allen Feiertagen
von 14.00 bis 17.00 Uhr.
Außerhalb dieser Zeiten können für Vereine,
Gruppen und Schulen jederzeit Sonderführungen
vereinbart werden
Gruppenführungen bitte anmelden
Fremdsprachige Führung (Englisch oder
Französisch) auf Anfrage
Adresse & Kontakt
Spielweg 55
79244 Münstertal
Tel. 07636 791105
www.bienenkundemuseum.de
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